genoTyp

genoTyp ist ein Experiment, in dem Schrift unter genetischen Aspekten betrachtet wird. Merkmale von Buchstaben werden mittels einer Software in Erbanlagen codiert. Verschiedene Schriftarten können nach Belieben gemischt und ihre Genome manipuliert werden – so werden neue Schriften nach genetischen Regeln generiert.

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genoTyp betrachtet Schrift unter genetischen Aspekten. Die Merkmale der Buchstaben werden in so genannten Erbanlagen codiert. Verschiedene Schriftarten können nach Belieben gemischt und ihre Genome manipuliert werden und so generieren sich neue Schriften nach genetischen Regeln.

Um verschiedene Schriften zu paaren, müssen ihre genetischen Codes kompatibel sein. So wie in der Biologie können sich nur Lebewesen paaren, die zur selben Art gehören. Schriften sind allerdings von unterschiedlicher Art, wie schon in der Bezeichnung Schriftart deutlich wird.
Ein a wird beispielsweise durch 30 Punkte, die durch Linien miteinander verbunden sind und die spezifische Form ergeben, definiert, ein anderes mit 60 Punkten. Manche A´s haben Serifen, andere nicht. Es gibt Schriftarten mit hohem Kontrast (Unterschied in der Strichstärke) und solche mit nahezu gleichbleibender Strichstärke.
Es musste also ein spezielles Format entwickelt werden, das für alle Buchstaben Gültigkeit hat. Dieses ergibt sich aus den Ausmaßen, der Strichstärke und – falls vorhanden – der Serifenform. Das sind also die Gene, die einem Buchstaben zugrunde liegen.
Der Bauplan, der ein „a“ zu dem macht, was es ist, wird in dessen DNS gespeichert. Sie enthält die Koordinaten aller Stütz- und Kontrollpunkte, Angaben zur Strichstärke, Serifenorte und -formen, Maße und Relationen in Form eines genetischen Codes.

Im Züchtungsbereich können Orginalschriften in einen Stammbaum geladen und miteinander gepaart werden. Außerdem lassen sich manuell Veränderungen am Erbgang vornehmen.
Bereits erzeugten Schriften und jeder Buchstabe lassen sich hier genotypisch (also als DNA) und phänotypisch (als äußeres Erscheinungsbild) darstellen und mit einer anderen Schrift vergleichen. Die entstandenen Zeichen können durch Manipulation des genetischen Codes nachträglich händisch verändert und dann gespeichert werden.
Außerdem stehen eine Hilfe und ein Lexikon zur Erklärung der Fachbegriffe zur Verfügung.

Durch das Paaren verschiedener Schriften entstehen viele eher missgebildete Typen oder Mutanten. Dennoch werden auch neue Schriften generiert, die ihren ganz eigenen Charakter besitzen und oft unerwartet zum Vorschein kommen. Es lassen sich die Merkmale der Eltern erahnen und doch ist etwas Neues, Eigenes entstanden. genoTyp ist also auch eine Maschine, die Ideen für neue Schriften liefert. Wie die Ergebnisse verwendet werden, ob sie als Grundlage für Weiterentwicklungen dienen, bleibt dem Gestalter überlassen.

genoTyp wurde im Generative Gestaltung, Data Pilot und Magazinen veröffentlicht. Und auf Veranstaltungen präsentiert: Typo-Berlin 2004, Viper Basel 2004, Generative Art Conference Milan, Transmediale 2005. Siehe auch Evolving Logo.